Atlantis-Scout
Inhaltsübersicht
Allgemeine Bemerkungen über das Verhältnis von Privatforschern zur akademischen Wissenschaft
Thorwald C. Franke
© 28 Juni 2021
Meiner bescheidenen Meinung nach sollte das Verhältnis von Privatforschern und akademischer Wissenschaft auf den folgenden Überlegungen beruhen: Es gibt die professionelle akademische Wissenschaft nicht ohne Grund, und ihre Grenzen zu nicht-professionellen Forschern sollten nicht verwischt werden. Es gibt viele Privatforscher, aber nur wenige erreichen in ihrem Denken und Arbeiten ein professionelles akademisches Niveau. Daher sollten beide Welten getrennt bleiben und die Kommunikation zwischen beiden Welten muss die Grenzen beider Welten respektieren.
- Privatforscher sollten ihre Forschung den professionellen Wissenschaftlern anbieten, aber nicht mehr. Sie sollten nicht versuchen, in die akademische Wissenschaft "einzudringen", z.B. durch das Schreiben von Artikeln in wissenschaftlichen Zeitschriften oder durch die Teilnahme an wissenschaftlichen Konferenzen. Was sie tun können, ist, ihre Publikationen an Wissenschaftler zu senden, sich nach wissenschaftlichen Rezensionen ihrer nicht-akademischen Publikationen umzuschauen, und sich an Plattformen wie academia.edu oder researchgate.net zu beteiligen. (Aber der Unterschied zwischen professionellen Forschern und nicht-professionellen Forschern sollte von diesen Plattformen besser hervorgehoben werden! Und es ist meiner bescheidenen Meinung nach falsch, wenn sich wissenschaftliche Zeitschriften offen für Artikel von nicht-professionellen Forschern präsentieren.)
- Professionelle Wissenschaftler wiederum haben die Pflicht, von Privatforschern alles aufzugreifen, was neu und wahr ist und wissenschaftlichen Fortschritt bringt. Es ist ihre Pflicht, wissenschaftliche Rezensionen über nicht-akademische Publikationen von wissenschaftlichem Wert zu schreiben, und ebenso, Publikationen über Erkenntnisse von außerhalb der akademischen Welt zu schreiben. Warum ist es ihre Pflicht? Ganz einfach, weil sie ihren Beruf als Wissenschaftler ernst nehmen! Wenn ein Wissenschaftler die Wissenschaft ernst nimmt, kann er nicht einfach etwas Neues und Wahres ignorieren und ablehnen, nur weil es von einem Privatforscher kommt.
Dieser Ansatz schützt die professionelle akademische Wissenschaft und gibt Privatforschern eine faire Chance. Indem dieser Ansatz klare Grenzen zieht, kann er gegenseitiges Vertrauen und Respekt schaffen. Es hindert Privatforscher nicht daran, Aufmerksamkeit zu bekommen, zu veröffentlichen oder eine Kontroverse mit professionellen Wissenschaftlern zu führen. Der Privatforscher tritt dabei nicht als Bittsteller auf. Vielmehr produziert er seine wissenschaftlichen Beiträge, ohne dafür um Erlaubnis zu fragen, und wenn seine Angebote nicht angenommen werden, obwohl sie gut sind, ist das nicht sein Problem, sondern allein das Risiko der professionallen Wissenschaft, nämlich das Risiko, unglaubwürdig zu werden und möglichen wissenschaftlichen Fortschritt zu verhindern.
Und dieser Ansatz schafft unter Wissenschaftlern das Bewusstsein, dass das Ideal der Wissenschaft und die real existierende akademische Wissenschaft nicht ein und dasselbe sind, sondern ...
- dass akademische Wissenschaft kein Monopol auf die Schaffung neuer und besserer Erkenntnisse hat, so wichtig akademische Wissenschaft auch ist.
- dass akademische Wissenschaft nicht immun gegen Kritik von außen und keineswegs unfehlbar ist.
- dass akademische Publikationen von schlechter Qualität sein können und nicht-akademische Publikationen von hoher Qualität sein können.
- dass akademische Wissenschaft aktiv den Kontakt zur Außenwelt pflegen muss, um das Ideal der Wissenschaft zu leben, in der nichts zählt als das bessere Argument, und um der Gesellschaft zu dienen, von der sie gegründet wurde.
Beiträge von nicht-professionellen Außenseitern müssen das Ziel verfolgen, von der akademischen Wissenschaft rezipiert, diskutiert und – wenn möglich – auf Dauer akzeptiert zu werden. Probleme, die dazu führen, dass die akademische Wissenschaft vom Ideal der Wissenschaft abweicht, müssen im Rahmen der akademischen Wissenschaft gelöst werden, nicht durch deren Abschaffung, da es keine Alternative zur akademischen Wissenschaft gibt. Meinungen, die von den Meinungen in der akademischen Wissenschaft abweichen, sind legitim, solange sie den Prinzipien der Rationalität und der Wissenschaft folgen. Es ist wahr: Es kann manchmal länger als ein Menschenleben dauern, bis man in der akademischen Wissenschaft Akzeptanz findet, und manchmal wird man es nie erreichen, und manchmal ist das gerechtfertigt, und manchmal nicht.
Siehe auch:
www.atlantis-scout.de
Inhaltsübersicht
COPYRIGHT © Jun 2021 Thorwald C. Franke
Rechtliche Hinweise!