Am 25. Dezember 2020 wurde die Dokumentation "Die Suche nach Atlantis" als 6. Folge der Reihe "Mythos: Die größten Rätsel der Geschichte" mit einer Länge von 44 min ausgestrahlt. Sie wurde von Story House Productions im Auftrag des deutschen Fernsehkanals ZDFinfo produziert. Durch die Sendung führt eine weibliche Stimme aus dem Off, es gibt keinen Moderator. Es gibt bislang keine englische Fassung.
Diese Dokumentation steht leider in der Tradition einer langen Reihe von Dokumentationen zu Atlantis, die oberflächlich und fehlerhaft sind. Doch bevor wir in die konstruktive Kritik einsteigen, wollen wir hervorheben, was diese Dokumentation gut gemacht hat.
Ein großer Vorteil liegt darin, dass die Dokumentation konsequent bis zur letzten Minute eine Balance zu halten versucht zwischen der Hypothese, dass Atlantis ein realer Ort ist, und der Hypothese, dass Atlantis nur eine Erfindung ist. Auch wenn das Meinungsbild unter Wissenschaftlern sehr einseitig der Erfindungsthese zugeneigt ist, trifft das Schlusswort der Dokumentation den Nagel auf den Kopf: Dieses Rätsel ist bis heute ungelöst.
Eine große Sympathieträgerin durch die ganze Doku hindurch ist die griechische Geologin Evi Nemikou, sowohl menschlich als auch inhaltlich. Sie hat eine wissenschaftlich tragfähige Theorie zu Santorini, und verfolgt diese mit der gebotenen Zurückhaltung. Bevor sie keine Beweise in der Hand hat, will sie keine haltlosen Behauptungen über Atlantis in die Welt setzen. Ihr Experiment mit dem sandüberhäuften aufgeblasenen Gummihandschuh ist außerdem so einfach wie überzeugend.
Völlig legitim ist auch der Bezug zur Gegenwart: Entwickelte Zivilisationen sind nicht vor dem Untergang gefeit. Unabhängig von der Frage, ob Atlantis real war oder nicht: Diese Botschaft steckt in jedem Fall in Platons Atlantisgeschichte. Es ist auch zutreffend, dass Atlantis von modernen Subkulturen wie Pseudowissenschaft, Esoterik und Präastronautik missbraucht wird.
Es wurden viele kleine, unnötige Fehler gemacht. Es lohnt sich, sie alle akribisch aufzuzählen, um deutlich zu machen, dass es sich nicht um wenige einzelne Versehen handelt, sondern dass die Zahl der Fehler so groß ist, dass deutlich wird, dass geschludert wurde. Warum wurde geschludert? Offenbar hat man das Thema nicht ernst genug genommen. Es geht ja "nur" um Atlantis, war wohl der Gedanke. So geht es aber nicht.
Die Fehler im Einzelnen:
Zunächst wird Atlantis als "reichste Stadt aller Zeiten" und als "Paradies des Altertums" beschworen. Damit wird Atlantis als ein Wunderland oder Paradies vor Augen geführt. Doch bei genauem Lesen von Platons Text ist es das nicht. Atlantis ist sicher von der Natur gesegnet, vergleichbar dem Zweistromland in den Beschreibungen des Herodot, aber ein Wunderland ist es nicht.
Indem man Evi Nemikou einfach reden lässt, entsteht der Eindruck, dass Atlantis auf einem Vulkan lag. Von einem Vulkan ist bei Platon jedoch nicht die Rede.
Indem man Richard Freund reden lässt, entsteht der Eindruck, dass die Stadt Atlantis "an" den Säulen des Herakles lag. Das findet sich so nicht bei Platon. Es ist vielmehr die Insel Atlantis, die unmittelbar vor bzw. "an" Gibraltar gelegen haben soll, nicht unbedingt jedoch die Stadt.
Einmal heißt es, dass die Kriegsschiffe von Atlantis die Flotte von Athen in Schach hielt. Kein Wort davon bei Platon. Im Gegenteil: Athen besiegte Atlantis, und nicht umgekehrt! Außerdem war Platon ein notorischer Flottengegner, es gab in Ur-Athen (in den Augen Platons) definitiv keine Flotte. Der ganze Satz ist also purer Nonsens von vorne bis hinten.
Ob Atlantis wirklich aufgrund der Strafe der Götter unterging, wie wiederholt behauptet wird, ist keineswegs eine ausgemachte Sache. Bei Platon sinnen die Götter nur auf eine Strafe zur Besserung der Atlanter. Der Untergang könnte andere Gründe haben.
Insbesondere ist nicht nur Atlantis untergegangen, sondern auch das damalige Athen. Das bleibt jedoch unerwähnt. Der Umstand ist wichtig, denn der Untergang der "good guys" verhindert, dass man die Atlantisgeschichte einfach als moralisches Märchen deuten kann, in dem Moral sich auszahlt, und Unmoral zum Untergang führt. So einfach ist es nicht.
Der Satz "Laut Platon sind die Atlanter fortschrittlich und wissbegierig, aber auch arrogant, selbstherrlich und kriegerisch" hat keine Grundlage bei Platon. Die Atlanter sind im Gegenteil am Anfang sehr konservativ, und bewahren ihren idealen Staat für lange Zeit. Später dann, als sie ihren Konservativismus verlassen und "fortschrittlich" werden, werden sie zugleich auch dekadent und zu den "bad guys" der Erzählung. Kriegerisch beschlagen ist hingegen vor allem das ideale Ur-Athen, also die "good guys".
Es ist auch falsch, dass Atlantis nie in der Geschichtsschreibung auftauchte. Zunächst wissen wir ja gar nicht, wie Atlantis wirklich hieß und um welche Kultur es sich wirklich handelte, denn Atlantis ist nicht ihr Name. Vielleicht haben wir bereits textuelle oder archäologische Zeugnisse von Atlantis, können sie aber nicht richtig zuordnen? – Nach Platons Zeit war Atlantis fester Bestandteil des Weltbildes fast aller Platoniker. Dies wird z.B. an späteren Auseinandersetzungen der Platoniker mit manchen Christen deutlich. Manche Christen – nicht alle – bezweifelten, dass die Welt 9000 Jahre alt ist, weil die Bibel angeblich ein Alter der Welt von nur 6000 Jahren kannte. Die Platoniker hingegen verteidigten ein höheres Alter der Welt. Dazu beriefen sie sich u.a. auf Platons Atlantiserzählung, teilweise explizit, teilweise nur indirekt erkennbar, weil sie allgemein von Wissen aus Ägypten schreiben, womit offensichtlich die Atlantiserzählung gemeint ist. Ebenso wurde mit Beginn der Neuzeit das kirchliche Dogma vom biblischen Alter der Welt von nur 6000 Jahren u.a. durch Berufung auf die Atlantisgeschichte gebrochen, etwa von dem Franzosen La Peyrère. Atlantis stand damals für ein vernünftiges, wissenschaftliches Weltbild gegen eine dogmatische Lehre. Heute wissen wir es natürlich noch besser (aber damit ist die Suche nach Atlantis immer noch nicht zu Ende).
Völlig falsch ist die Darstellung, dass "die Nazis" sich Atlantis angeeignet hätten. "Die Nazis" im allgemeinen hatten mit Atlantis überhaupt nichts am Hut, auch wenn man "überall" etwas anderes lesen kann. Nur einzelne Nazis wie Heinrich Himmler glaubten an Atlantis, aber nur für sich privat. Die aufgestellte Behauptung ist gerade im Zusammenhang mit dem "Haus Atlantis" der Bremer Böttcherstraße doppelt falsch, denn gerade im Zusammenhang mit der Bremer Böttcherstraße ist ein Wort Adolf Hitlers überliefert, in dem er sich über Atlantisgläubige lustig macht: "Wir haben nichts zu tun mit jenen Elementen, die den Nationalsozialismus nur vom Hören und Sagen her kennen und ihn daher nur zu leicht verwechseln mit undefinierbaren nordischen Phrasen, und die nun in einem sagenhaften atlantischen Kulturkreis ihre Motivforschungen beginnen. Der Nationalsozialismus lehnt diese Art von Böttcherstraßen-Kultur schärfstens ab." (Das Adjektiv "atlantisch" ist hier natürlich nicht das Adjektiv zu "Atlantik" sondern zu "Atlantis".)
Richtig ist zwar, dass sich Heinrich Himmler mit Atlantis befasste. Doch dass seine Ahnenerbe-Forschungen und Expeditionen auf Atlantis abzielten, ist wiederum falsch. Nur wenige dieser Aktivitäten hatten einen Atlantisbezug, z.B. wenn Hermann Wirth oder Edmund Kiss mit im Spiel war, und selbst dann blieb der Atlantisbezug meist inoffiziell. Völlig falsch ist auch die Behauptung, dass der Leiter der Tibet-Expedition Ernst Schäfer glaubte, die Überlebenden von Atlantis hätten sich in die Hochebenen von Tibet gerettet. Ernst Schäfer achtete sehr auf Distanz zu solchen Themen und verhinderte auch erfolgreich, dass Edmund Kiss mit ihm auf die Expedition geschickt wurde (dann wäre es eine Atlantis-Expedition gewesen). Nicht einmal von dem Rasseforscher der Tibet-Expedition Bruno Beger ist ein Wort zum Thema Atlantis überliefert. Die falsche Behauptung, dass die Tibet-Expedition eine Atlantis-Expedition war, wird durch ständiges Wiederholen nicht wahrer. Es war gewiss eine rassistische Expedition, aber keine Atlantis-Expedition. Man könnte höchstens vermuten, dass Himmler die Ergebnisse der Expedition gegen die Absicht von Ernst Schäfer für sich in diesem Sinne interpretierte. (Man hätte außerdem erwähnen können, dass die Idee von Atlantern im Himalaja ursprünglich auf französische Wissenschaftler des 18. Jahrhunderts zurückgeht. Was einmal Wissenschaft war, ist hundert Jahre später Pseudowissenschaft.)
Es ist falsch, dass der Ausbruch des Vulkans von Santorin den Untergang der minoischen Kultur mit sich brachte, wie wiederholt behauptet wird. Die minoische Kultur überlebte und ging erst deutlich später unter.
Es ist falsch, dass das Schiffsfresko von Akrotiri einen Hafen zeigt, "umgeben von roten Felsen, genau wie Platon es beschreibt." Zum einen sind die Felsen auf dem Flotten-Fresko eher rot-gelb-grün, und nicht nur rot. Zum andern spricht Platon nicht nur von roten, sondern auch von schwarzen und weißen Steinen, und von einem Hafen spricht er in diesem Zusammenhang nicht. Es passt also nicht wirklich.
Es ist falsch, dass Atlantis als Stadt im klassischen griechisch-römischen Stil dargestellt wird. Platon schreibt explizit, dass der Tempel von Atlantis "fremdländisch" (barbarikos) aussah, was absolut Sinn macht, denn die Atlanter waren keine klassischen Griechen. Man sollte das Aussehen also an anderen und älteren antiken Kulturen orientierten, z.B. der minoischen oder der babylonischen Kultur, oder vielleicht an den Rundtempeln von Malta? (Man beachte, dass "fremdländisch" genau genommen aus Sicht der Ägypter zu deuten ist, denn die Atlantisgeschichte kommt angeblich aus Ägypten. Im ägyptischen Stil darf man Atlantis also auch nicht darstellen. Keine Pyramiden in Atlantis!) Wenn man die Kritik scharf machen wollte, könnte man die Frage stellen, ob die Doku-Macher nur den Griechen eine entwickelte Kultur zutrauen, weil sie Atlantis als griechisch darstellen. So scharf wollen wir aber nicht kritisieren, das wäre unfair.
Das Atlantismodell der Doku, das immer wieder eingeblendet wird, hat viele Fehler. Manchen davon mag man wegen einer schematisierten Grobzeichnung verzeihen. Aber man hätte zumindest im Zentrum der Dreifachringstruktur einen Hügel darstellen können. Das wäre nicht zuviel verlangt.
Es wird immer wieder so dargestellt, als ob die Forscher ihre Funde gerade eben erst vor den Augen des Filmteams machen würden. Das ist natürlich gestellt. Leider wirkt das unecht und damit auch unehrlich. Eine bessere Lösung wäre vielleicht ein Moderator, der ein Gespräch mit dem Forscher führt, in dem dessen Entdeckungen nachvollziehend nachgezeichnet werden.
Die Stimme aus dem Off, die durch die Sendung führt, spricht manchmal im Fragestil, etwa: "Atlantis: Verschollenes Paradies des Altertums?" Damit werden Behauptungen aufgestellt und doch nicht aufgestellt. Eine Doku, die etwas erklären will, stellt solche Fragen nur, wenn sie auch beantwortet werden. Als rhetorische Frage wirkt es als suggestive Behauptung. Oder als ein Akt der Rat- und Hilflosigkeit, mihilfe dessen eine "Lösung" einfach geraten wird, statt auf Argumente zu setzen. Das gefällt in jedem Fall nicht.
Die Übersetzung ist teilweise nicht gut genug. Richard Freund sagt z.B. im Original: "... this is the best location", die Übersetzung sagt aber: "... dass dies der richtige Ort ist." Zwischen einem "besten" und einem "richtigen" Ort besteht ein kleiner aber feiner Unterschied.
Die Beschreibung der einzelnen Forscher ist teilweise unbefriedigend. Bei Richard Freund wäre es unumgänglich gewesen zu sagen, dass er ein Bibelforscher ist, der die Bibel recht wörtlich nimmt. Das kann man den Beschreibungen "Archäologe an der XY Universität" und "Experte für die Archäologie mythischer Stätten" nicht entnehmen. Der "Inselexperte" ist wiederum schlicht ein Touristenführer. Natürlich ist er damit auch ein Inselexperte, aber es ist dennoch nicht dasselbe.
Bei Richard Freund hätte man erwarten können, dass auch andere Forscher genannt werden, die dieselbe Thesen vor Freund vetreten haben. Richard Freund wird mit dieser These von Journalisten vielleicht deshalb ernster genommen und bevorzugt, weil er den Titel eines Professors hat. Aber ihn als den Hauptvertreter oder gar den Urheber der These hinzustellen ist nicht wahrhaftig. Es ist zwar in Ordnung, wenn man nur ihn zeigt. Aber man hätte die anderen wenigstens erwähnen sollen. Dasselbe gilt bei dem Youtuber, dessen Hypothese von anderen früher und prominenter präsentiert wurde. Er darf die These gerne vorstellen, aber es ist nicht "seine" These. (Er suggeriert das, anders als Freund, auch gar nicht.)
Obwohl die Doku in vielen Punkten besser ist als der Durchschnitt, ist es am Ende doch nur wieder "die übliche" Atlantis-Doku geworden:
Es müsste tatsächlich Platon und sein Text und der historische Kontext in den Mittelpunkt gestellt werden. Man müsste von Zitaten ausgehen, und diese als Einzelthemen historisch-kritisch diskutieren. Ganz am Ende erst landet man damit bei konkreten Hypothesen und Forschern. Einzelne Themen könnten sein: Wann? Die 9000 Jahre von Atlantis. Wo? Die Säulen des Herakles. Wer? Die Person des Kritias. Welche Meinung vertrat Aristoteles zu Atlantis? Usw.
Die Bilderwelten zu Texten sind schwieriger zu erzeugen als zu konkreten Funden. Man könnte Papyri und Bibliotheken und Archive zeigen. Außerdem Schemazeichnungen zur Erklärung von abstrakten Sachverhalten. Der historische Kontext lässt sich durch die Historien des Herodot wunderbar bebildern. Ägypten als Ursprungsland der Atlantisgeschichte ist ebenfalls bilderreich.
Man könnte diese abstrakten Themen auch dadurch interessant machen, dass man sie im Stil einer historischen Schnitzeljagd à la Dan Brown präsentiert. Dort geht es auch um Texte und abstrakte Rätsel, langweilig wird es jedoch nie.
Es sollten Klassische Philologen, Platon-Spezialisten, Althistoriker und Ägyptologen hinzugezogen werden, die Text und Kontext erläutern können. Diese Wissenschaftler werden Atlantis zur Zeit zwar in aller Regel zur Erfindung erklären, sie wissen aber auch um die Untiefen der Frage: Und um die geht es, auch wenn man es ihnen erst aus der Nase ziehen muss. Deshalb ist darauf zu achten, dass es sich nicht um plumpe Atlantisleugner handelt, die flach und dogmatisch argumentieren, wie etwa das Korfmann-Umfeld gegen Eberhard Zangger. Die Doku sollte sich mit den Thesen von etablierten Wissenschaftlern befassen, die Atlantis für real hielten. Diese sind zwar selten und zumeist verstorben, ihre Thesen sind aber sehr lebendig und halten die Frage nach Atlantis auch heute noch offen.
Das historisch-kritische Denken an sich ist herauszustellen. Es handelt sich um eine wissenschaftliche Errungenschaft, die vor allem in Deutschland eine große Tradition hat. Sie ist öffentlich am ehesten bekannt aus der Entwicklung der Bibeldeutung. Aktuell werden ähnliche Debatten zur Frühzeit des Islam geführt, die natürlich ebenfalls nicht ganz genau so ablief, wie die überlieferten Texte es behaupten, sondern etwas anders. Überhaupt wurde Platon im islamischen Raum ebenso wie im christlichen Raum rezipiert. Auf diese Weise lernen die Zuschauer eine vernünftige Perspektive auf die Geschichte zu haben, was auch jenseits der Atlantisfrage nützlich ist.
Die "Botschaft" von Atlantis sollte ebenfalls ernster genommen werden. Es ist auch eine Warnung vor dem Untergang einer entwickelten Zivilisation, ja. Aber was genau machte diese Zivilisation falsch, in den Augen Platons? Und was machte Ur-Athen richtig? Und warum geht auch Ur-Athen unter? Da wird meistens nur drüber hinweg geschludert. Und weiter sollte man fragen: War das das letzte Wort Platons zur Frage nach dem besten Staat, oder hat Platon seine Meinung später vielleicht noch geändert? (Er hat.) Aus diesen Fragestellungen lassen sich Thesen destillieren, die quer zu unserem heutigen Zeitgeist stehen. Das ist nicht immer angenehm. Aber anregend für Freunde der Bildung.
Der durchschnittliche Doku-Macher zu Atlantis wird es sich nicht träumen lassen, aber es gibt tatsächlich aktuelle Veränderungen in der Forschungslage zu Atlantis! So z.B. diese hier:
Ein konkretes Beispiel für eine ganz andere, bessere Dokumentation könnte vielleicht die vierteilige Dokumentation "Bible Unearthed" von Israel Finkelstein und Neil A. Silberman sein. Dort wird viel historisch-kritisch argumentiert, es fehlt aber nicht an guten Bildern.
Das Thema Atlantis wird vermutlich einfach nicht ernst genug genommen, um gute Dokus zu produzieren. Die Frage nach Atlantis ist aber tatsächlich eine offene Frage und es ist mehr Ernst geboten, als manche meinen. Der Ausschluss der wörtlichen Deutung von Platons Dialogen durch die Erkenntnisse der modernen Wissenschaft (Evolutionslehre, Geologie, Ägyptologie, Meeresforschung) bedeutet noch lange nicht, dass Atlantis kein realer Ort war, da sich Platons "Unmöglichkeiten" im Rahmen typischer Irrtümer der damaligen Zeit bewegen. Und: Die Atlantisgeschichte rührt an die Grundfesten unserer Zivilisation. Von Platons Frage nach dem besten Staat führt eine direkte Linie zu unseren westlichen Demokratien und ihren Anfeindungen. Aktueller geht es nicht. Mit dem nötigen Ernst würde man auch eine ganz andere Art von Atlantis-Doku produzieren können.