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Beate Fränzle über Solon bei Platon

Die Atlantisgeschichte als wahr und historisch

Thorwald C. Franke
© 26. Juni 2024



Statue des Solon in der Library of Congress,
Washington DC, Thomas Jefferson Gebäude

Die Autorin

Beate Fränzle hat ein lange Karriere als Wissenschaftlerin vorzuweisen, wie man den Klappentexten ihrer Publikationen entnehmen kann:

Beate Fränzle publizierte früher auch unter den Namen Beate Noack und Beate Noack-Hilgers.

Solon bei Platon und Atlantis

In ihrer Publikation Solon bei Platon befasst sich Beate Fränzle mit dem Verhältnis von Solon und Platon. Sie kommt zu dem Schluss, dass Platon weitgehend von Solon beeinflusst war. Damit widerspricht sie u.a. Kathryn A. Morgan, die der Auffassung ist, dass die Darstellung Solons in Platons Dialogen "platonisiert" und damit nicht realistisch ist. Aktuell scheint die Meinung von Kathryn A. Morgan vorherrschend zu sein. Beate Fränzle stellt diese These nun vom Kopf auf die Füße: In Wahrheit ist es umgekehrt, in Wahrheit wurde nicht Solon "platonisiert", sondern Platon war "solonisiert". Damit sind auch die Darstellungen Solons in Platons Dialogen wieder ernster zu nehmen.

Das ist auch für die Deutung der Atlantisgeschichte von Bedeutung, die bekanntlich laut Platon von Solon aus Ägypten mit nach Athen gebracht worden sein soll. Beate Fränzle ist der Auffassung, dass es Platon – anders als Homer – um Wahrheit (aletheia) ging, und nicht nur um Allegorie oder Bildhaftigkeit:

"Der aletheia-Gehalt der überlieferten Gedichtfragmente Solons steht wohl außer Frage. Auch das von Solon geplante Atlantis-Epos mit dem historischen Krieg zwischen Urathenern und Atlantern entwickelt Platon im Doppeldialog Timaios-Kritias und in der Politeia, die Erwartungshaltung seiner Leser geschickt lenkend durch intertextuelle Verweise und Signalwörter, als poetisches Gegenmodell zu den homerischen Epen, die den mythischen Krieg um Troja schilderten."
(Fränzle (2023) S. 184 f.; Hervorhebung im Original)

Der Wahrheitsgehalt der Atlantisgeschichte sowie von Platons Kataklysmen-Theorie – immer aus der Sicht Platons zu verstehen – wird einige Seiten später noch einmal bekräftigt:

"Diese Einführung Solons als Autorität für Kritias’ Erzählung über Urathen und Atlantis spricht übrigens (neben den oben genannten Argumenten) für den Wahrheitsgehalt des lógos ap’ Aigýptou, mithin für die Eignung eines solonischen Atlantis-Epos als Erziehungsmedium im Idealstaat. ... die fundamentale Bedeutung Solons als Gewährsmann für die Überlieferung der Atlantis-Erzählung und der Kataklysmen-Theorie, damit für die Staats- und Geschichtstheorie Platons steht außer Frage."
(Fränzle (2023) S. 202)

Schluss

Damit vertritt Beate Fränzle die Auffassung, dass Platon die Atlantisgeschichte wahr und historisch, also real, gemeint hat. Ob diese Geschichte aus Ägypten tatsächlich einen Wahrheitsgehalt hat, und welcher das ist, ist damit noch nicht gesagt. Grundsätzlich gehört Beate Fränzle damit deutlich eher ins Lager der Atlantisbefürworter als der Atlantisskeptiker.

Beate Fränzle hat eine Publikation unter dem Titel Solons Götter – Platons Theologie angekündigt, in der sie diese Thesen näher betrachten wird. Der Artikel Solon bei Platon ist ein vorgezogener Auszug der kommenden Publikation.

Bibliographie

Noack-Hilgers (1990/92): Beate Noack-Hilgers, Aristarch von Samos – Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Schrift Peri megethon kai apostematon heliu kai selenes, Dissertation 1990, Verlag Reichert, Wiesbaden 1992.

Noack (2021): Beate Noack, Der Ursprung Europas in der griechischen Antike – Religionen und Naturwissenschaften, Band 20 der Reihe: Flensburger Studien zu Literatur und Theologie, Verlag Igel, Hamburg 2021.

Fränzle (2023): Beate Fränzle, Solon bei Platon, in: Georges Goedert / Martina Scherbel (Hrsg.), Perspektiven der Philosophie – Neues Jahrbuch, Band 49, Koninklijke Brill NV, Leiden 2023; S. 171-208.



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